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Kraut­wis­sen unter­wegs — Die Canna­fair 2023 in Düs­sel­dorf

Ich war Ende August auf der Canna­fair in Düs­sel­dorf. Einer von Deutsch­lands größ­ten Mes­sen mit Can­na­bis­be­zug. Die Mes­se gibt jähr­lich vie­len Unter­neh­men aus der Can­na­bis­bran­che die Mög­lich­keit, sich und ihre Pro­duk­te vor­zu­stel­len und sich mit ande­ren zu ver­net­zen. Ich hat­te mich für den Mes­se­be­such ent­schie­den, um Ideen für Blog­ar­ti­kel zu sam­meln und mich mit Men­schen zu ver­net­zen. Im Fol­gen­den möch­te ich euch mei­ne Ein­drü­cke schil­dern.

Auch Can­na­bis­un­ter­neh­men ver­tei­len Wer­be­ge­schen­ke

Mei­ne letz­ten Mes­sen waren Job­mes­sen und ein­mal war auch die Didac­ta mit dabei. Das Publi­kum bei die­sen Ver­an­stal­tun­gen war also eher kon­ser­va­tiv. Es waren vie­le Anzug­trä­ger dabei und vie­le waren dar­um bemüht, seriö­ser zu erschei­nen als sie sind. Auf der Canna­fair in Düs­sel­dorf wirk­te auf den ers­ten Blick natür­lich alles ein biss­chen anders. Schon im Foy­er vor der Mes­se­hal­le wur­den von Men­schen, die ich für Mes­se­mit­ar­bei­ter hal­te, klei­ne Givea­ways (sie­he Foto unten) ver­teilt. Die­se ent­hiel­ten aller­lei bun­tes Rau­cher­zu­be­hör. Die ers­te Fra­ge, die ich mir hier stell­te, war: Muss das Gan­ze unbe­dingt in Plas­tik ver­packt sein? Wir reden in der heu­ti­gen Zeit so viel von Nach­hal­tig­keit, die Can­na­bis­bubble selbst kommt mir – zumin­dest teil­wei­se – pro­gres­siv vor und dann schafft man mit sol­chen Ver­pa­ckun­gen zusätz­li­chen Abfall. Es wäre ein tol­ler Gag gewe­sen, wenn man Hanf­plas­tik (ja! Man kann aus Hanf Kunst­stoff machen, aber dazu mehr in einem ande­ren Arti­kel) ver­wen­det hät­te. Lei­der hat man sich aber hier für die bil­li­ge Vari­an­te ent­schie­den. Zusätz­lich zu den Givea­ways stand im Foy­er noch lan­ger Tisch, auf dem diver­se Aus­stel­ler Wer­be­ma­te­ri­al zum Mit­neh­men aus­ge­legt hat­ten. Es han­del­te sich dabei um post­kar­ten­gro­ße Fly­er und ein paar Auf­kle­ber. Ich ent­schied mich, beim Her­aus­ge­hen noch­mal dort vor­bei­zu­kom­men.

Abbil­dung: Geschenk­beu­tel von der Canna­fair

Die Can­na­bis­wirt­schaft ist bunt und viel­fäl­tig

Schon beim Betre­ten der Mes­se­hal­le fiel mir auf, dass die Canna­fair anders ist als ande­re Mes­sen. Die Mes­se­stän­de und ‑dis­plays der Unter­neh­men aus der Can­na­bis­wirt­schaft sind far­ben­fro­her. Die gan­ze Hal­le wirk­te wie ein rie­si­ger Jahr­markt. Ich war erst eini­ge Schrit­te gegan­gen, da drang mir schon der Geruch von Can­na­bis in die Nase. Wur­den hier etwa ille­ga­le Betäu­bungs­mit­tel kon­su­miert? Nach einem kur­zen Blick auf den Hal­len­plan ent­schied ich mich, die Hal­le mehr­fach auf ver­schie­de­nen Rou­ten zu durch­que­ren, um von jedem Aus­stel­ler Ein­drü­cke sam­meln zu kön­nen. Die meis­ten Aus­stel­ler lie­ßen sich in fol­gen­de Kate­go­rien zusam­men­fas­sen:

  • Rauch­zu­be­hör (z.B. Long­pa­pers und Smo­king Cones)
  • Grow­tech­no­lo­gie (z.B. LED-Tech­nik, Trimm- und Ern­te­tech­nik)
  • Dün­ger und Pflan­zen­zu­satz­stof­fe
  • NGOs
  • Medi­zi­ni­sches Can­na­bis
  • Can­na­bis-Samen
  • Lebens- und Genuss­mit­tel mit Hanf­an­teil
  • HHC-hal­ti­ge Genuss­mit­tel

Auf eini­ge mei­ner Ein­drü­cke – sowohl posi­ti­ve als auch nega­ti­ve – möch­te ich im Fol­gen­den näher ein­ge­hen. Da mein Gesamt­ein­druck der Mes­se posi­tiv war,  möch­te ich mit den Din­gen anfan­gen, die mir nega­tiv auf­ge­fal­len sind. Im ange­neh­me­ren, posi­ti­ven Teil stel­le ich euch drei Unter­neh­men vor, die mir beson­ders posi­tiv im Gedächt­nis geblie­ben sind.

HHC ist ein halb­syn­the­ti­sches Can­na­bi­no­id

HHC steht für Hex­a­hy­dro­can­na­bi­nol. Der Stoff gehört zu den Can­na­bi­no­iden. Das ist eine bestimm­te Sor­te che­mi­scher Ver­bin­dun­gen, die in der Hanf­pflan­ze vor­kom­men. Die bekann­tes­ten Can­na­bi­no­ide sind THC (Tetra­hy­dro­can­na­bi­nol) und CBD (Can­na­bi­di­ol). THC und CBD kom­men in Can­na­bis in rela­tiv hohen Kon­zen­tra­tio­nen vor. Die Kon­zen­tra­ti­on von HHC in Hanf ist sehr gering. So gering, dass es zeit­wei­se als syn­the­ti­sches Can­na­bi­no­id galt (1). Heu­te gilt HHC als halb­syn­the­tisch. Das heißt, dass es sich um eine Ver­bin­dung natür­li­chen Ursprungs han­delt, die che­misch her­ge­stellt wird. Die­se Her­stel­lung erfolgt im Labor als soge­nann­te kata­ly­ti­sche Hydrie­rung. Dabei wird die Struk­tur ande­rer Can­na­bi­no­ide che­misch auf­ge­bro­chen und Was­ser­stoff­ato­me hin­zu­ge­fügt. Die dabei ver­wen­de­ten Kata­ly­sa­to­ren bestehen aus Nickel oder Pal­la­di­um (2). Und genau die­se für den Men­schen gif­ti­gen Schwer­me­tal­le kön­nen bei der Syn­the­se manch­mal nicht rest­los ent­fernt wer­den und ver­blei­ben im Pro­dukt.

HHC ist eine Pro­hi­bi­ti­ons­dro­ge

Und genau dort liegt eines der Pro­ble­me. Der von mir oben erwähn­te Can­na­bis­ge­ruch stamm­te zum Teil von mit HHC ange­rei­cher­ten Blü­ten oder Liquids, die auf der Mes­se ver­trie­ben und kon­su­miert wur­den. Mir geht es nicht dar­um, den Men­schen ihren Spaß am Kon­sum und am Rausch zu ver­der­ben. Man soll­te sich aller­dings vor Augen hal­ten, was HHC ist. Laut einem Arti­kel des NDR soll es „schnell high machen, can­na­bis­ähn­li­che Wir­kun­gen her­vor­ru­fen und wie THC schme­cken“ (3). Es taucht (noch) nicht in der Anla­ge zum Betäu­bungs­mit­tel­ge­setz (BtmG) auf. Auch fällt es nicht unter das Neue-Psy­cho­ak­ti­ve-Stof­fe-Gesetz (NpSG), da es als halb­syn­the­tisch gilt. HHC ist also ein Stoff, der wirkt wie eine ver­bo­te­ne Dro­ge, aber selbst nicht ver­bo­ten ist.

Hex­a­hy­dro­can­na­bi­nol ist eine Pro­hi­bi­ti­ons­dro­ge. Was Kon­su­men­ten und Händ­ler dabei offen­kun­dig über­se­hen (oder bewusst aus­blen­den): HHC ist kein Phar­ma­wirk­stoff der jah­re­lang in kli­ni­schen Stu­di­en erforscht wur­de. Es ist ein wenig erforsch­tes Rausch­mit­tel, des­sen Risi­ken, Neben­wir­kun­gen und Lang­zeit­fol­gen nicht bekannt sind. Hin­zu kommt die oben beschrie­be­ne mög­li­che Ver­un­rei­ni­gung. Wer HHC trotz die­ses Wis­sens kon­su­miert, zeigt damit, dass die staat­li­che Bevor­mun­dung bei ande­ren Dro­gen, die oft mit dem Argu­ment, den Bür­ger schüt­zen zu wol­len, for­mu­liert wird, gerecht­fer­tigt ist. Wenn wir als Com­mu­ni­ty für eine Lega­li­sie­rung von Can­na­bis ein­tre­ten wol­len, dann soll­ten wir auf­hö­ren, uns auf jeden bil­li­gen lega­len Ersatz­rausch zu stür­zen. Wer als Unter­neh­mer aus der Can­na­bis­bran­che ernst­ge­nom­men wer­den will, soll­te auf den schnel­len Pro­fit die­ser angeb­li­chen Alter­na­ti­ve ver­zich­ten. Das Aus­wei­chen auf eine uner­forsch­te Ersatz­dro­ge scha­det dem Image der Can­na­bis-Sub­kul­tur und birgt unnö­ti­ge gesund­heit­li­che Risi­ken. Lei­der ste­hen wir nicht nur bei Kon­sum­ge­wohn­hei­ten schlecht da.

Die Can­na­bis­bran­che ist bunt und das ist auch gut so

Ich hat­te bereits erwähnt, dass mir schon beim Betre­ten der Mes­se­hal­le die bun­te Far­ben­viel­falt der Mes­se­stän­de auf­ge­fal­len war. Vie­le der anwe­sen­den Unter­neh­men haben die Mes­se­be­su­cher auch mit klei­nen Givea­ways ver­sorgt. Dabei han­del­te es sich um Rauch­zu­be­hör wie Long­pa­pers oder vor­ge­fer­tig­te Smo­king Cones, aber auch Fly­er, Post­kar­ten und sehr far­ben­fro­he Auf­kle­ber wur­den ver­teilt. Vie­le der klei­nen Post­kar­ten, Auf­kle­ber und Fly­er waren dabei ähn­lich bunt wie die Mes­se­stän­de und haben in mir wei­te­re Gedan­ken zum Image der Can­na­bis-Sub­kul­tur geweckt.

Abbil­dung: Drei der Werbeflyer/Werbeaufkleber der Canna­fair-Aus­stel­ler

“Bio­Fla­me – Der natür­li­che Anzün­der aus Hanf­fa­sern und Bie­nen­wachs”

Zum Bei­spiel der Auf­kle­ber von Bio­Fla­me. Bio­fla­me ver­treibt natür­li­che Anzün­der aus Hanf­fa­sern und Bie­nen­wachs. Das ist eine rich­tig groß­ar­ti­ge, nach­hal­ti­ge Idee. Ein umwelt­scho­nen­des, preis­ge­krön­tes Hilfs­mit­tel, nicht nur für Can­na­bis­kon­su­men­ten. Sol­che Pro­duk­te haben das Poten­ti­al, die Gren­ze zur Gesell­schafts­fä­hig­keit auf­zu­bre­chen und das Poten­ti­al der Pflan­ze publik zu machen. Der Auf­kle­ber (in der Abbil­dung ganz rechts) trans­por­tiert die­se posi­ti­ven Eigen­schaf­ten aber nicht. Ver­steht mich nicht falsch. Die nack­te, blon­de, bon­grau­chen­de Hip­pie­frau mit dem Anzün­der in der Hand, ein­ge­bet­tet in einen psy­che­de­li­schen Gesamt­stil, betrach­te ich durch­aus als Gesamt­kunst­werk. Und der Auf­kle­ber kommt defi­ni­tiv als Erin­ne­rung an die Mes­se an mei­nen Kühl­schrank. Die Bot­schaft, die mit dem Auf­kle­ber ver­mit­telt wird, ist aber eine ande­re: „Wir sind gern breit und machen uns die Welt mit unse­rer Dro­ge bunt.“ Es gibt kei­nen Bezug zum Pro­dukt an sich, es gibt kei­ne Mar­ke­ting­bot­schaft, die man mit dem Pro­dukt in Ver­bin­dung set­zen könn­te. Statt­des­sen die­se kli­schee­haf­te Dar­stel­lung, bei der ich mich fra­ge, was möch­te man mir sagen oder ver­mit­teln? Wie sieht das Unter­neh­men poten­ti­el­le Kun­den? Und wenn sie nur Kun­den anspre­chen wol­len, die sol­che Dar­stel­lun­gen mögen (was okay ist), wie klein ist dann die aus­ge­wähl­te Ziel­grup­pe des Unter­neh­mens?

Gizeh ist eine Instanz in der Welt des Rauch­zu­be­hörs

Als das Unter­neh­men Gizeh 1920 in Deutsch­land gegrün­det wur­de, war Can­na­bis hier noch legal. Das Unter­neh­men hat sich also bereits behaup­tet und kennt sei­ne Ziel­grup­pe (soll­te man mei­nen). Die Gizeh-Long­pa­pers, die als Givea­ways ver­teilt wur­den gin­gen jeden­falls weg wie geschnit­ten Brot. Und war­um auch nicht? Gizeh besticht seit Jahr­zehn­ten durch gleich­blei­ben­de hohe Qua­li­tät und hat auf die­se Art wahr­schein­lich schon vie­le Rau­cher über­zeugt. Der Auf­kle­ber, den ich bekom­men habe (sie­he Abbil­dung oben mit­tig), ist zwar ein biss­chen vor­sich­ti­ger gestal­tet, zeigt aber ein ähn­li­ches Leit­mo­tiv wie die ande­ren. Sti­lis­tisch greift das Design die noch aktu­el­le 1980er-Retro­wel­le auf. Mit dem Strom zu schwim­men ist gar nicht mal so schlecht, denn er führt von der Bild­spra­che der 1960er und 1970er weg, die alle gän­gi­gen Kif­fer­kli­schees in bunt-psy­che­de­li­schen Extre­men auf­ge­so­gen hat und uns fröh­lich ins Gesicht hält. Trotz­dem bleibt es bunt, pop­pig, mit dem Wort­spiel („High­li­gen­schein“) auch ver­meint­lich humo­ris­tisch auf­ge­la­den und Michel­an­ge­los David könn­te mit viel Fan­ta­sie eine Anspie­lung auf die „Renais­sance“ von Can­na­bis sein. Ich mag Wort­spie­le und ver­steck­te Bot­schaf­ten, ohne Fra­ge. Aber die­se Wer­bung spricht vor­der­grün­dig wie­der den lachen­den Spaß­kon­su­men­ten an. Außer­dem repro­du­ziert der Sti­cker das Kli­schee, dass alle Kon­su­men­ten “high” sind und über Wort­spie­le mit genau die­sem Begriff als Käu­fer zu errei­chen sind. Sieht die Indus­trie so ihre Kun­den? Was bedeu­tet das für die Zukunft? Wer­den Kon­su­men­ten zwar ent­kri­mi­na­li­siert, blei­ben aber den­noch die “kichern­den Kif­fer”?

Doc Delic ist die ers­te psy­che­de­li­sche künst­li­che Intel­li­genz

Irgend­wann wäh­rend mei­nes Gangs über die Canna­fair fiel mir die Visi­ten­kar­te von Doc Delic ins Auge. Doc Delic ist laut eige­nen Anga­ben die ers­te psy­che­de­li­sche künst­li­che Intel­li­genz. Ich woll­te mir selbst ein Bild machen und habe die ange­ge­be­ne URL besucht. Die KI ist eine ganz net­te Spie­le­rei. Ver­gli­chen mit ChatGPT ist sie ein biss­chen gesprä­chi­ger und vie­le der Ant­wor­ten sind can­na­bis­be­zo­gen. Wenn man sich ein biss­chen inten­si­ver mit dem Doc beschäf­tigt, stellt man fest, dass er ver­sucht, den User auf sein Insta­gram-Pro­fil wei­ter­zu­lei­ten. Dort merkt man schnell, dass hin­ter der gan­zen Geschich­te eine Pro­mo­ti­ons­fir­ma steckt. Es geht also um Wer­bung für Rau­cher­zu­be­hör. War­um auch nicht? Mal was Neu­es. Doch dar­um geht es mir hier gar nicht. Auch hier zeigt das Wer­be­de­sign (oben im Bild links) die klas­si­schen Eigen­schaf­ten: Der Doc hat auf den ers­ten Blick vier Pupil­len und grinst abwe­send. Die grü­nen Dre­ad­locks und der gelb-oran­ge gestreif­te Hin­ter­grund run­den die psy­che­de­li­sche Wir­kung ab. Auch hier wird also das bekann­te Kif­fer­kli­schee bedient.

Unter­neh­men näh­ren das Kli­schee des voll­rausch­ori­en­tier­ten „Kif­fers“

Ich habe noch mehr Givea­ways mit ähn­li­chen Bei­spie­len bekom­men. Die­se hier alle vor­zu­stel­len, wür­de aber den Rah­men des Arti­kels spren­gen. Zusam­men­ge­fasst lässt sich sagen, dass vie­le der Unter­neh­men, die Rau­cher­zu­be­hör anbie­ten, nur eine Ziel­grup­pe anspre­chen. Die eigent­li­che Regel ist, dass man diver­si­fi­ziert. Hier ein paar Pro­duk­te, die jugend­lich bunt wir­ken, dort etwas für den Bes­ser­ver­die­nen­den ab 35. Viel­leicht mal eine Son­der­se­rie mit schwarz-vio­let­ten Pro­duk­ten für die „Goth Femme Fata­le“, was weiß ich (auch ein Ste­reo­typ). Beim Rau­cher­zu­be­hör scheint der Kon­sens zu bestehen, die Kon­su­men­ten sei­en eine homo­ge­ne Mas­se von völ­lig berausch­ten Kif­fern auf der Suche nach grell­bun­ten, psy­che­de­li­schen Far­ben. Abge­se­hen davon, dass das wahr­schein­lich nicht mal auf die Hälf­te der Ange­hö­ri­gen der Can­na­bis-Sub­kul­tur zutrifft, nährt es vor allem Vor­ur­tei­le. Auch wenn eini­ge Mes­se­be­su­cher, denen ich begeg­net bin, ein biss­chen berauscht schie­nen, so han­del­te es sich doch eher um eine Min­der­heit. Und dem Pro­jekt „Lega­li­sie­rung“ nützt es sicher nicht, wenn die­ses Bild einer Com­mu­ni­ty gezeich­net wird. Wie wäre es, wenn man statt­des­sen ein wenig die Natur­ver­bun­den­heit eini­ger Kon­su­men­ten her­vor­hebt? Oder ver­mit­telt, dass Kon­sum in Gesell­schaft mehr Freu­de macht als allein. Ein klei­ner Tipp dazu: Bier­wer­bung macht es vor, zum Teil sogar, ohne den Kon­sum zu glo­ri­fi­zie­ren.

Außer­dem treibt mich ein Gedan­ke bei mei­nen Beob­ach­tun­gen um: Wie sol­len Ent­kri­mi­na­li­sie­rung und vor allem Ent­stig­ma­ti­sie­rung funk­tio­nie­ren, wenn die Can­na­bis­kul­tur von Unter­neh­men und den Men­schen in der Bubble so ste­reo­ty­pi­siert wird? Die Bubble müss­te sich erst ein­mal selbst ent­stig­ma­ti­sie­ren.

420 Cloud bie­tet eine Soft­ware-Lösung für die Ver­wal­tung von Can­na­bis Social Clubs

Natür­lich habe ich auf der Canna­fair in Düs­sel­dorf nicht nur schlech­te Erfah­run­gen gemacht. An eini­gen Stän­den habe ich ein paar echt enga­gier­te Leu­te mit fin­di­gen Ideen ken­nen­ler­nen dür­fen. So bei­spiels­wei­se am Stand von „420 Cloud“.

Abbil­dung: Fir­men­lo­go der 420 Cloud

Die 420 Cloud bie­tet Can­na­bis Social Clubs und ihren Mit­glie­dern eine Platt­form zur Mit­glie­der­ver­wal­tung. Sogar ein Waren­wirt­schafts­sys­tem und Mög­lich­kei­ten zur Buch­hal­tung sind mit drin. Die Mit­ar­bei­ter am Stand waren wirk­lich „drin“ in ihrer Mate­rie und konn­ten mich mit ihrer Begeis­te­rung anste­cken. Wenn ihr Mit­glie­der in einem CSC seid, dann schaut unbe­dingt mal auf der Sei­te vor­bei. Die Soft­ware ist garan­tiert eine loh­nen­de Inves­ti­ti­on.

Und nein, ich bekom­me kein Geld dafür, dass ich das erzäh­le. Ich bin wirk­lich begeis­tert. Wenn schon das hal­be Land die Digi­ta­li­sie­rung ver­schläft, dann soll­ten zumin­dest die neu­en Ver­ei­ne was vor­zu­wei­sen haben. Vom glei­chen Unter­neh­mer gibt es außer­dem noch ein Fran­chise namens „Splif­fers“, das den Com­mu­ni­ty-Geist sowie Bil­dung und Auf­klä­rung in punc­to Can­na­bis in den Vor­der­grund rückt. Im Gro­ßen und Gan­zen echt eine groß­ar­ti­ge Idee.

Auriey steht für Can­na­bis­kon­sum mit Stil

Nach einer wei­te­ren Run­de durch die Mes­se­hal­le kam ich am Stand von Auriey vor­bei, der mir ins Auge stach, weil er sich signi­fi­kant von den ande­ren unter­schied. Das aus­ge­stell­te Rau­cher­zu­be­hör war weni­ger far­ben­froh als das der ande­ren Anbie­ter, dafür wirk­te es stil­voll und teil­wei­se sehr ele­gant und hoch­wer­tig. Eini­ge der Tei­le waren auf den ers­ten Blick nicht mal als Rauch­un­ten­si­li­en zu erken­nen, son­dern wirk­ten viel mehr wie kunst­voll gestal­te­te Deko-Gegen­stän­de, die man sich zur pas­sen­den edlen Ein­rich­tung ins Wohn­zim­mer stellt (sie­he Abbil­dun­gen unter die­sem Absatz).

Abbil­dung: Impres­sio­nen des Auriey-Mes­se­stands

Auriey wur­de nach eige­nen Anga­ben gegrün­det, um den Can­na­bis­kon­sum „von sei­nem schmud­de­li­gen Image zu befrei­en“. Und genau das ist es, was der Bran­che fehlt. Leuch­tend grü­ne Acryl­bongs oder Aschen­be­cher mit rot-gelb-grü­nem Hanf­blatt haben selbst­ver­ständ­lich ihre Daseins­be­rech­ti­gung. Aber ich fin­de, dass die­se Uten­si­li­en das von mir oben kri­ti­sier­te Bild des voll­rausch­ori­en­tier­ten Kon­su­men­ten noch unter­strei­chen. Natür­lich ist nicht zu über­se­hen, dass Auriey auch etwas hoch­prei­si­ger ist. Aber das kann man einem Anbie­ter solch edler Kon­su­m­un­ten­si­li­en ver­zei­hen. Ab einem gewis­sen Alter bzw. Sta­tus möch­te ich mein Fei­er­abend­bier, mein Glas Wein oder auch mei­nen Whis­key (um hier eine Par­al­le­le zur akzep­tier­ten Dro­ge Alko­hol zu zie­hen) eben nicht mehr in einen Plas­tik­be­cher aus dem Ein-Euro-Shop gie­ßen. Wenn ihr also euren Zube­hör­schrank ein biss­chen auf­wer­ten wollt, schaut ruhig mal im Auriey-Online­shop vor­bei.

Gute Tips von der Gut­mensch UG

Nach meh­re­ren Run­den über die Mes­se und nach­dem ich alles min­des­tens ein­mal gese­hen hat­te, ging ich Rich­tung Aus­gang, um mich auf den Heim­weg zu machen. Auf die­sem Weg traf ich an einer der vie­len Kreu­zun­gen zwi­schen den Stän­den auf Dan­ny. Dan­ny ist ein Unter­neh­mer aus Salz­git­ter. Er stand dort an der Kreu­zung mit einem Kar­ton vol­ler Tip-Hef­te, die er als Wer­be­ge­schenk an die Mes­se­be­su­cher ver­teil­te. Ich nahm eins der Heft­chen an und kam mit ihm ins Gespräch.

Abbil­dung: Heft­chen mit “Guten Tips”

Schnell merk­te ich, dass Dan­ny ein Idea­list ist. Und zwar einer, von denen wir in der deut­schen Unter­neh­mens­land­schaft viel mehr gebrau­chen könn­ten. Die von ihm ver­trie­be­nen Tip-Hef­te sind mit gemein­frei­en Zita­ten bedruckt, die alle eine posi­ti­ve Bot­schaft ver­mit­teln. Daher wahr­schein­lich auch der Name „Gute Tips“ (sie­he Abbil­dung).  Zudem sind sie aus recy­cel­tem Papier. Der Grund dafür ist, dass es einen ziem­li­chen Fre­vel an der Natur dar­stellt, Papier frisch her­zu­stel­len, damit man es zusam­men­rollt, ein paar Mal Rauch durch­saugt und es dann in einen Aschen­be­cher drückt. Außer­dem wer­den min­des­tens 50% der Gewin­ne von Dan­nys Unter­neh­men, der Gut­mensch UG, an sozia­le Pro­jek­te gespen­det. Ich war unfass­bar begeis­tert von sei­nen Erzäh­lun­gen, der Idee und all­ge­mein sei­ner Aus­strah­lung. Wenn ihr regel­mä­ßi­ge Kon­su­men­ten seid und sonst zur Tan­ke oder sonst wo hin­geht, um eure Tips zu kau­fen, dann kauft doch zumin­dest ein­mal in Dan­nys Shop einen Kar­ton vol­ler Guter Tips. Der Preis tut nicht weh und durch die Spen­de der Gewin­ne besteht die Mög­lich­keit, auch mal etwas zurück­zu­ge­ben.

Fazit

Zusam­men­ge­fasst hat sich die Canna­fair für mich wirk­lich gelohnt. Ich habe neue Ein­bli­cke in die Can­na­bis­in­dus­trie gewon­nen, neue Din­ge über die Can­na­bis­pflan­ze gelernt, ein paar echt coo­le neue Leu­te ken­nen­ge­lernt und vie­le Ideen für die­sen Blog gesam­melt. Zudem fin­de ich es wich­tig, sich mit allen Facet­ten aus­ein­an­der­zu­set­zen und auch kri­tisch auf Bestand­tei­le und Aspek­te der Com­mu­ni­ty zu schau­en. Solch ein Blick über den Tel­ler­rand wird durch sol­che Mes­sen ermög­licht. Genug Grün­de, nächs­tes Jahr wie­der her­zu­kom­men und auch ande­re Mes­sen zu besu­chen.

Dis­clai­mer

Die­ser Arti­kel ent­hält Wer­bung durch Ver­lin­kung. Die­ser Blog­ar­ti­kel ent­stand nicht in Zusam­men­ar­beit mit den genann­ten Fir­men. Es besteht kei­ne Koope­ra­ti­on oder Part­ner­schaft. Die Kos­ten des Canna­fair-Besuchs wur­den von mir selbst getra­gen. Der Inhalt die­ses Blog­ar­ti­kels fasst mei­ne per­sön­li­chen Erfah­run­gen sowie mei­ne eige­ne Mei­nung zusam­men und wur­de von kei­nem Ver­tre­ter der im Arti­kel genann­ten Fir­ma beein­flusst.

Wei­ter­füh­ren­de Quel­len

  • 1 Hanuš, Lumír Ondřej, Mey­er, Ste­fan Mar­tin, Muñoz, Edu­ar­do, Taglial­ate­la-Sca­fa­ti, Ora­zio, Appen­di­no, Gio­van­ni: Phy­to­can­na­bi­no­ids: a uni­fied cri­ti­cal inven­to­ry; 2016
  • 2 Nas­ral­lah, Dani­el J., Garg, Neil K.: Stu­dies Per­tai­ning to the Emer­ging Can­na­bi­no­id Hex­a­hy­dro­can­na­bi­nol (HHC); 2023
  • 3 https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Cannabis-Variante-HHC-Wie-gefaehrlich-ist-das-Rauschmittel,hhc100.html

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