Das neue Jahr ist jetzt schon über einen Monat alt und viele gute Vorsätze haben es wahrscheinlich nicht über den Januar geschafft. Bevor wir uns alle deshalb Vorwürfe machen, sollten wir aber nicht vergessen, dass das Jahr weitere 11 Monate hat und einer davon dieses Jahr sogar einen Tag länger ist. Ich habe den Januar genutzt, um neue Leute kennenzulernen und neue Eindrücke aus der Cannabiscommunity und Cannabiswirtschaft zu gewinnen. In diesem kurzen Artikel möchte ich euch davon erzählen.
Die Anbauvereinigungen bereiten sich auf die Entkriminalisierung vor
Meine erste Reise führte mich Mitte Januar über die Grenze in die Niederlande. Meine Community-Kollegen der Anbauvereinigung CSC Krefeld waren in eine Forschungseinrichtung der Botany Group eingeladen worden. Dort richtete das einladende Leuchtmittel-Unternehmen Fluence Bioengineering zusammen mit dem Düngemittelhersteller Bio Nova bei Kaffee und Snacks eine Infoveranstaltung aus. Neben den Kollegen aus Krefeld waren auch Vertreter der CSCs Bonn, Neuss, Düsseldorf, Moers, Marl und Bottrop anwesend. Alles in allem eine sehr illustre Versammlung unterschiedlichster Leute. Jeder auf seine Art und Weise (auch abseits des Konsums) an Cannabis interessiert. Nach den kurzweiligen Vorträgen wurden wir in den Research-Growroom geführt.
Die Anlage selbst erinnert von der Aufmachung her an die Pflanzenabteilungen eines Baumarkts, nur dass die einzelnen Pflanzenräume mit Wänden und Türen voneinander abgegrenzt sind. Es wird dort auch nicht nur an Cannabis geforscht. Wir wurden an einigen anderen Räumen vorbei geführt, die verschiedene Pflanzen beherbergten. Leider war ich nicht nah genug dran, um die Art der Pflanzen bestimmen zu können.
Exkurs: Vegetatives Wachstum und generatives Wachstum
Bei Pflanzen im Allgemeinen unterscheidet man zwischen vegetativem und generativem Wachstum. Vegetatives Wachstum betrifft das Wachstum von Stängeln, Wurzeln und Blättern. Generatives Wachstum bedeutet die Entwicklung von Blüten, Früchten und Samen. Die Pflanze teilt ihre Energie auf vegetatives und generatives Wachstum auf. Bei der Cannabispflanze wird die Art des Wachstums über die Beleuchtungsdauer gesteuert. Vereinfacht gesagt: Wer vegetatives Wachstum möchte, programmiert seine Lampen auf maximal 18 Stunden Licht gefolgt von 6 Stunden Dunkelheit. Hat eine Pflanze die gewünschte Größe erreicht, verkürzt man die Beleuchtungszeit auf 12 Stunden und die Blüte beginnt. In der Praxis spielen natürlich noch andere Faktoren eine Rolle. Außerdem kann man mit der Beleuchtung Einfluss darauf nehmen, ob eine Pflanze sich männlich oder weiblich entwickelt.
Cannabispflanzen liefern auch ohne (exzessive) vegetative Wachstumsphase guten Ertrag
Den Raum selbst fanden wir hinter einer recht unscheinbaren Tür am Ende eines Ganges. Ihn zu betreten war sehr angenehm, da die dort herrschenden Temperaturen wesentlich erträglicher waren als die kalte Januarluft, die in den Gängen durch jede Spalte wehte. Der Raum selbst war nicht nur gut temperiert, sondern auch sehr gut ausgeleuchtet. Anhand der aufgereihten Pflanzen erklärte man uns, inwieweit das Ändern der Beleuchtungseinstellungen (Dauer, Wellenlänge des Lichts, Intensität des Lichts) den Lebenszyklus und die Blüte der Pflanzen beeinflusst. Mit Stolz erklärte man uns, dass auf die vegetative Phase des Pflanzenwachstums weitgehend verzichtet wird. Die Pflanzen, die uns gezeigt wurden, wirkten vergleichsweise fit und bildeten auch eine gesunde Anzahl an Blüten. Man darf gespannt sein, welche neuen Erkenntnisse uns hier noch bevorstehen. Der Verzicht auf eine vegetative Phase mit langer Beleuchtung würde vor allem eine Einsparung an Geld und Energie bedeuten. Natürlich ist der Einfluss der Lichtverhältnisse nicht der einzige Faktor, an dem geforscht wird. Man arbeitet außerdem unter anderem daran, die Pflanzen resistenter gegen Krankheiten und Parasiten zu machen. Wenn euch das alles neugierig gemacht hat, dann schaut doch mal auf der Homepage der Botany Group vorbei. Ich bin mir sicher, mit einer entsprechenden Anmeldung lassen sich dort für Interessierte weitere Veranstaltungen organisieren.
Auch außerhalb des Freizeitkonsums interessieren sich Menschen für Hanf
Meine zweite Reise im Januar führte mich nach Extertal in den Kreis Lippe. Dort fand Ende Januar die Mitgliederversammlung des Cannabis-Netzwerk Deutschland e.V. statt. Dabei handelt es sich um einen Verein, der sich für die Entstigmatisierung der Cannabis-Pflanze einsetzt. Der Fokus liegt dabei nicht auf dem Freizeitkonsum. Das Netzwerk setzt sich dafür ein, dass Hanf nicht nur als Droge angesehen wird, sondern auch als wertvolle Rohstoffquelle für Textilien, Baumaterialien und andere Produkte genutzt wird. Ich weiß nicht, ob ihr es schon wusstet, aber durch Förderung des Anbaus von Hanf könnten wir zur CO2-Reduktion beitragen und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Details dazu gibt es in einem anderen Beitrag.
Cannabis-Entstigmatisierung mit dem Querschnitt der Gesellschaft
Das Treffen selbst fand in einem gemütlichen Raum des restaurierten Gasthofs bei Schnittchen, Kaffee und Kuchen statt. In einer lockeren Atmosphäre wurde sich unterhalten, gegessen und getrunken und zwanglos die Tagesordnung abgearbeitet. Ich habe fast alle dort anwesenden Personen an diesem Tag zum ersten Mal kennengelernt. Wie in vielen anderen cannabisinteressierten Vereinigungen war in den anwesenden Personen ein Querschnitt der Gesellschaft abgebildet. Menschen aus den verschiedensten Generationen und Berufsgruppen haben sich hier vernetzt, um im Geiste Jack Herers für die Entstigmatisierung der Nutzpflanze Hanf zu kämpfen. Mich persönlich hat an diesem Treffen begeistert, dass ich mich mehrere Stunden mit den Personen unterhalten konnte, ohne dass sich jemand direkt einen Joint u.ä. anstecken wollte. In familiärer Atmosphäre führten wir viele Gespräche über das Thema Hanf und sammelten einige Ideen, wie man gesellschaftlich aktiv werden könnte, um die Vereinsziele zu verfolgen.
Der Unsinn mit der Rauschklausel
Kleine wie große Unternehmen aus der Cannabiswirtschaft blicken voller Hoffnung auf das Cannabisgesetz. Der Grund dafür ist aber nicht die Freigabe des Konsums oder irgendwelche Abstandsregelungen. Man hofft, dass mit der Entkriminalisierung auch endlich die „Rauschklausel“ wegfällt. CBD-Gras bzw. Nutzhanf unterliegt dann nicht dem Betäubungsmittelgesetz, wenn
- es weniger als 0,3% THC hat,
- der Umgang damit gewerblichen oder wissenschaftlichen Zwecken dient und
- der Missbrauch zu Rauschzwecken ausgeschlossen ist
Der dritte Punkt wird umgangssprachlich als Rauschklausel bezeichnet. Wenn in einer Ernte durchschnittlich z.B. 0,1% THC enthalten sind (Nachweis durch die Behörden in Form von Stichproben), ist ein Missbrauch zu Rauschzwecken sehr unwahrscheinlich. Niemand dreht sich aus Unmengen an Blüten einen riesigen Joint, da man hier mindestens 15 Gramm für einen Rausch benötigt. Ausgeschlossen ist es aber theoretisch nicht. Bei welchem THC-Gehalt die Grenze zu ziehen ist (unter 0,1? 0,05? 0,01?) bewertet jedes Gericht anders. Die Klausel ist demnach missverständlich und führt in der Praxis nur zu Ärger. Als Unternehmer steht man mit einem Bein im Gefängnis und mit dem anderen auf wackeligem, ökonomischem Boden, da man z.B. als Landwirt keine Planungssicherheit hat. Die Abschaffung der Klausel im neuen Gesetz wird „diskutiert“.
Das Cannabis-Netzwerk Deutschland e.V. will wachsen
Zusammenfassend kann ich für mich festhalten, dass ich mich in diesem Verein sehr wohl fühle und mit den anderen Menschen an der Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf arbeiten möchte. Das Cannabis-Netzwerk Deutschland steht aber erst am Anfang und eines unserer wichtigsten Ziele ist es, mehr Menschen für den Hanf zu begeistern. Wenn ihr also wie ich ein Interesse an Umwelt- und Klimaschutz habt, dann schaut doch mal auf der Internetseite des Cannabis-Netzwerks vorbei. Und falls ihr jetzt schon überzeugt seid, geht es hier direkt zum Mitgliedsantrag.
Seid ihr vielleicht selbst schon in der Cannabiswirtschaft oder in einem ähnlichen Netzwerk aktiv? Dann schreibt mir gern einen Kommentar dazu!
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